In der Welt der Elektronikentwicklung und -produktion sind Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der Produkte essenziell. HALT- und HASS-Tests, kurz für Highly Accelerated Life Testing und Highly Accelerated Stress Screening, sind hierbei unverzichtbare Werkzeuge. Diese Prüfmethoden helfen, die Grenzen eines Produkts zu identifizieren und mögliche Schwachstellen frühzeitig zu beheben. In diesem Beitrag beleuchten wir die Funktionsweise, Anwendungsgebiete und Vorteile dieser beiden Verfahren im Detail.

Was sind HALT-Tests?

HALT-Tests zielen darauf ab, die Systemgrenzen eines Produkts gezielt zu testen – bis hin zur Zerstörung. Dabei wird nicht nur die maximale Belastbarkeit der Elektronikkomponenten überprüft, sondern auch aufgezeigt, wo potenzielle Schwachstellen liegen. Durch extreme Testbedingungen wie starke Vibrationen und Temperaturwechsel kann das Produkt „an seine Grenzen gebracht“ werden.

Wofür wird HALT eingesetzt?

HALT wird vor allem in der Entwicklungsphase verwendet. Hier geht es darum:

  • Technologievergleiche durchzuführen: Zum Beispiel, welche Materialpaarungen oder Designs langlebiger sind.
  • Frühe Designfehler zu erkennen: Bereits in den ersten Musterphasen können mögliche Schwächen identifiziert werden.
  • Vergleiche zwischen Bauteilen anzustellen: Insbesondere bei empfindlichen Komponenten wie Kondensatoren oder schweren Bauteilen, die leicht abreißen könnten.

HALT-Tests sind somit ein effektives Mittel, um frühzeitig Erkenntnisse zu gewinnen, die für die spätere Serienproduktion entscheidend sind.

 

Wie funktionieren HALT-Tests?

Für HALT-Tests werden Prüflinge extremen Bedingungen ausgesetzt, die in der Praxis oft nicht auftreten würden. Typische Belastungsarten sind:

  1. Vibrationen: Ein 6-Achsen-Vibrationstisch, der Kräfte bis zu 50g erzeugt, simuliert mechanischen Stress.
  2. Thermoschocks: Plötzliche, extreme Temperaturwechsel setzen die Leiterplatte unter hohen thermischen Stress.

Die Kombination dieser Belastungen führt dazu, dass Schwachstellen schneller sichtbar werden. Mechanische Fehler wie Lötstellenbrüche oder das Abreißen von Bauteilen treten oft schon nach wenigen Stunden auf. Thermische Schwachstellen zeigen sich in der Regel nach etwa 1.000 Zyklen, was einem Testzeitraum von 12 bis 24 Stunden entspricht.

Vorteile von HALT-Tests

HALT bietet vor allem folgende Vorteile:

  • Zeitersparnis: Im Vergleich zu klassischen Validierungen, die oft Monate dauern, liefern HALT-Tests Ergebnisse innerhalb weniger Tage.
  • Früherkennung von Fehlern: Durch die extremen Bedingungen werden Probleme sichtbar, die unter normalen Umständen erst nach längerer Nutzung auftreten würden.
  • Produktoptimierung: Schwachstellen können gezielt behoben und das Produktdesign verbessert werden.

Was sind HASS-Tests?

HASS-Tests gehen einen anderen Ansatz. Während HALT die Grenzen eines Produkts absichtlich überschreitet, bleiben HASS-Tests innerhalb der spezifizierten Toleranzen. Ziel ist es, Produktionsfehler zu identifizieren und die Konsistenz der Serienproduktion zu gewährleisten.

Einsatzbereiche von HASS

HASS-Tests finden vor allem in der Produktionsphase Anwendung. Typische Szenarien sind:

  • Qualitätssicherung: Jedes 100. oder 1.000. Produkt wird getestet, um sicherzustellen, dass es die spezifizierten Anforderungen erfüllt.
  • Änderungsvalidierung: Bei Bauteiländerungen oder Produktionsverlagerungen wird überprüft, ob das Produkt weiterhin den Standards entspricht.

Durch regelmäßige HASS-Tests können Schwachstellen in der Fertigungslinie schnell erkannt und behoben werden, bevor sie die Produktqualität beeinträchtigen.

HALT vs. HASS: Die Unterschiede

Merkmal

HALT

HASS

Ziel

Erkennung von Schwachstellen und Grenzen

Sicherstellung der Produktionsqualität

Phase der Anwendung

Entwicklung

Serienproduktion

Vorgehen

Überprüfung bis zur Zerstörung

Tests innerhalb spezifizierter Grenzen

Typische Belastungen

Extreme Temperaturen und Vibrationen

Spezifikationskonforme Tests

 

Während HALT vor allem der Produktentwicklung dient, ist HASS ein Werkzeug der Qualitätssicherung in der Produktion.

Wie schnell liefern diese Tests Ergebnisse?

Die Testdauer hängt von der Belastungsart ab:

  • Thermische Belastungen: Erste Ausfälle zeigen sich nach etwa 1.000 Zyklen, was 12 bis 24 Stunden Testzeit entspricht.
  • Mechanische Belastungen: Brüche oder Ausfälle treten oft schon nach 2 bis 3 Stunden auf.

Im Vergleich zu Validierungen, die oft mehrere Monate dauern, bieten HALT- und HASS-Tests also eine deutliche Zeitersparnis.

Fazit: Warum HALT und HASS unverzichtbar sind

In einer Zeit, in der die Zuverlässigkeit von Produkten entscheidend ist, bieten HALT- und HASS-Tests wertvolle Einblicke. Während HALT die Grenzen eines Designs aufzeigt und Optimierungsmöglichkeiten bietet, sorgt HASS dafür, dass diese Qualität auch in der Serienproduktion erhalten bleibt. Beide Methoden ergänzen sich ideal und helfen, hochwertige und langlebige Produkte zu entwickeln und zu produzieren.

Wenn Du mehr über HALT- und HASS-Tests erfahren oder Unterstützung bei der Umsetzung benötigst, kontaktiere uns – wir helfen Dir gerne weiter!

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